ADHS im Mama-Alltag: Warum es so oft erst nach den Kindern sichtbar wird

ADHS im Mama-Alltag: Warum es so oft erst nach den Kindern sichtbar wird

Wenn das Chaos einen Namen hat

Vielleicht kennst du das: Dein Kopf ist immer voll. To-Do-Listen stapeln sich, Termine geraten durcheinander, die Gedanken springen von A nach B, während du versuchst, Kinder, Haushalt und Arbeit unter einen Hut zu bekommen. Und trotzdem bleibt das Gefühl: „Ich kriege mein Leben nicht organisiert.“

Viele Mamas denken: „Das ist halt der Mental Load, das ist normal.“ Doch manchmal steckt mehr dahinter - ADHS. Besonders bei Frauen wird ADHS oft erst im Erwachsenenalter erkannt und sehr häufig, wenn sie selbst Kinder bekommen.

👉 Und ja, das schreibe ich nicht nur aus theoretischer Sicht. Ich bin Laura, Co-Gründerin von MiLa Moments, Mama von zwei Kindern und habe selbst erst vor rund einem Jahr die Diagnose ADHS erhalten. Ich weiß, wie es sich anfühlt, wenn man jahrelang glaubt, einfach „chaotisch“ oder „zu sensibel“ zu sein. Und ich weiß, wie schwer es ist, im Alltag als Mama anerkannt zu bekommen, dass hinter der Überforderung eine echte neurobiologische Ursache steckt und nicht „zu wenig Disziplin“.

 

1. ADHS - ein kurzer Überblick

ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung) wird klassisch mit „zappeligen Jungs“ in der Schule verbunden. Doch das ist nur die halbe Wahrheit.

  • ADHS bei Erwachsenen: Symptome verändern sich mit dem Alter. Statt Herumzappeln zeigen sich Unruhe, innere Getriebenheit oder Organisationsprobleme.

  • ADHS bei Frauen: Lange übersehen, da sie oft weniger auffällig sind, sich anpassen und „funktionieren“.

  • Neurobiologische Basis: Botenstoffe wie Dopamin und Noradrenalin sind anders reguliert, wodurch Motivation, Impulskontrolle und Aufmerksamkeit beeinflusst werden.

👉 Wichtig: ADHS ist keine „Mode-Diagnose“, sondern eine echte neurobiologische Besonderheit.

 

2. Warum ADHS bei Frauen oft spät erkannt wird

Viele Frauen erhalten ihre Diagnose erst in den 30ern oder 40ern - oft, wenn sie bereits Kinder haben. Gründe:

  1. Anpassungsstrategien: Frauen kompensieren lange durch Fleiß, Perfektionismus oder Überanpassung.

  2. Andere Symptome: Statt „Zappelphilipp“ eher: innere Unruhe, Vergesslichkeit, emotionale Achterbahn.

  3. Kulturelle Rollenbilder: Von Frauen wird Organisation, Fürsorge und Struktur erwartet. Probleme werden daher oft als „Stress“ oder „Überlastung“ abgetan.

  4. Trigger durch Mutterschaft:  Kinder bringen Routinen durcheinander, steigern den Mental Load und decken Schwächen in Struktur & Aufmerksamkeit auf.

Ich selbst habe meine Diagnose erst mit Anfang/ mitte 30 bekommen  und das, obwohl die Anzeichen schon viel früher da waren. Aber wie so viele Frauen habe ich kompensiert, funktioniert, mich angepasst. Erst durch die Kinder wurde es unmöglich, alles noch zu verstecken. Plötzlich war da dieses Gefühl: „Alle schaffen das, nur ich nicht.“ Heute weiß ich: Es war nie Faulheit. Es war ADHS.

 

3. ADHS oder Mental Load?  Und wo die Unterschiede liegen

Viele Mütter fragen sich: „Bin ich einfach überlastet, oder steckt mehr dahinter?“

Mental Load bedeutet: die unsichtbare Denkarbeit, die Familienorganisation erfordert (z. B. Termine merken, Geschenke kaufen, Arztbesuche koordinieren).

ADHS geht tiefer:

  • Aufgaben beginnen, aber nicht beenden.

  • Dinge permanent verlegen.

  • Hyperfokus auf „falsche“ Themen (3 Stunden Pinterest statt Rechnungen zahlen).

  • Starke Stimmungsschwankungen.

  • Schwierigkeiten, Routinen aufzubauen und beizubehalten.

👉 Mental Load betrifft viele Eltern. Wenn die Probleme aber deutlich stärker sind und schon vor den Kindern bestanden, ist ADHS ein möglicher Faktor.

 

4. Typische Anzeichen von ADHS im Mama-Alltag

Organisation & Haushalt

  • Chaos in Küche & Kinderzimmer, trotz bester Vorsätze.

  • Angefangene Projekte überall (Wäsche waschen, Spiel basteln, halbfertiges Abendessen).

  • Große Probleme mit Prioritäten, „Was zuerst?“

 

Emotionen

  • Gereiztheit, wenn Kinder ständig unterbrechen.

  • Gefühl, innerlich nie zur Ruhe zu kommen.

  • Schnelles Überwältigtsein durch Lärm, viele Reize, To-Dos.

 

Beziehungen & Familie

  • Schuldgefühle („andere schaffen das doch auch“).

  • Konflikte mit Partner, weil Aufgaben „vergessen“ oder verschoben werden.

  • Gefühl, nie „gut genug“ zu sein.

 

Selbstwahrnehmung

  • Selbstkritik: „Ich bin einfach faul, chaotisch, zu sensibel.“

  • Gleichzeitig: extrem leistungsfähig in Bereichen, die interessieren (z. B. kreative Projekte).

 

5. Alltagssituationen - so zeigt sich ADHS bei Mamas

  • Morgens: Kinder anziehen, Brotdosen, eigene Tasche packen – und irgendwas bleibt immer liegen (z. B. Schlüssel, wichtige Zettel).

  • Einkaufen: Du gehst für Brot und Milch los, kommst mit 20 Sachen heim, aber ohne Milch.

  • Hausaufgaben: Du willst helfen, bist aber selbst unruhig und kannst nicht lange neben dem Kind sitzen.

  • Feier organisieren: Ideen sprudeln, du bastelst Deko, kaufst ein – am Tag selbst Chaos, weil die Struktur fehlt.

  • Abends: Statt zu entspannen noch 3 Stunden wach – Gedankenkarussell, Social Media, unfertige To-Do-Listen.

 

6. ADHS und Schuldgefühle – warum Mamas sich so hart bewerten

Gesellschaftlich gilt: „Mütter müssen alles im Griff haben.“

Mit ADHS wirkt es aber, als würdest du ständig scheitern. Das erzeugt:

  • Perfektionismus („nächstes Mal mache ich es besser“).

  • Selbstvorwürfe („warum kriege ich das nicht hin?“).

  • Vergleiche („andere schaffen es doch auch“).

👉 Wichtig: ADHS ist keine Charakterfrage, sondern eine andere Gehirnstruktur.

 

7. Meine Geschichte mit ADHS

Ich möchte dir an dieser Stelle etwas Persönliches mitgeben, weil ich weiß, wie viele Frauen gerade ähnliche Wege gehen:

Als ich meine Diagnose bekam, war das einerseits eine Erleichterung, andererseits ein Kampf. Erleichterung, weil ich endlich einen Namen hatte für das Chaos im Kopf, für die ewige innere Unruhe und das Gefühl, nie so richtig „richtig“ zu sein. Aber auch ein Kampf - gegen Vorurteile, gegen bürokratische Hürden, gegen das Bild, das viele immer noch von ADHS haben.

Es hieß oft: „Das haben doch nur Kinder.“ Oder: „Du bist doch organisiert, du hast ein Unternehmen, wie soll das zusammenpassen?“, „Dann hat ja jeder ADHS!“.

Genau das ist das Problem: Viele Menschen sehen nur die Fassade, die Leistung, das Funktionieren. Dass dahinter oft ein extremer Energieaufwand steckt, bleibt unsichtbar.

Für mich persönlich war es ein langer Weg, die Diagnose anzunehmen, Unterstützung zu finden und Strategien aufzubauen. Aber heute kann ich sagen: Es lohnt sich, dranzubleiben.

  • Weil es mir ermöglicht, meinen Alltag klarer zu strukturieren.

  • Weil ich aufgehört habe, mich ständig mit anderen zu vergleichen.

  • Weil ich durch MiLa Moments nicht nur meine eigene Geschichte teilen, sondern auch anderen Mamas zeigen darf: Du bist nicht allein.

 

8. Strategien für mehr Leichtigkeit im Alltag

8.1 Struktur von außen nutzen

  • Feste Rituale (Morgenroutine, Abendroutine).

  • Checklisten sichtbar (am Kühlschrank oder Whiteboard).

  • Erinnerungen digital (Kalender mit Alarm, Alexa, Handy-Reminder).

 

8.2 Aufgaben visualisieren

  • To-Do-Listen in kleine Schritte zerlegen („Wäsche in Maschine legen“ statt „Wäsche machen“).

  • Farbcodes für Prioritäten (rot = heute, gelb = bald, grün = optional).

 

8.3 Energiehaushalt beachten

  • Pausen einplanen, bevor du ausbrennst.

  • Bewegung & frische Luft helfen, den Kopf zu sortieren.

  • Kurze Entlastungszeiten ohne Kinder einbauen.

 

8.4 Hilfe annehmen

  • Partner klar einbeziehen (Aufgaben delegieren, nicht nur „bitten“).

  • Unterstützung durch Familie, Freunde oder externe Hilfe (Putzhilfe, Babysitter).

  • Austausch mit anderen Mamas (z. B. über Communitys wie MiLa).

 

8.5 Professionelle Unterstützung

  • Diagnostik bei Fachärztinnen oder Psychotherapeutinnen.

  • ADHS-Coaching für Alltag & Organisation.

  • In manchen Fällen Medikamente – individuell abzuklären.

 

8.9 Praxisbeispiele - Mamas erzählen

Beispiel 1: „Ich dachte, ich sei einfach chaotisch. Erst nach der Geburt meines zweiten Kindes habe ich verstanden, dass meine ständige Überforderung ADHS ist. Heute nutze ich feste Routinen und plötzlich läuft der Alltag.“

Beispiel 2: „Mit ADHS fühlt sich jeder Kindergeburtstag wie ein Marathon an. Die MiLa Box hat mir geholfen: Ich muss mir keine Spiele mehr ausdenken, die Kinder basteln und sind happy. Ich kann kurz durchatmen.“

 

8.10.Community & Austausch: Warum ein „Dorf“ wichtig ist

ADHS kann einsam machen. Viele Mamas trauen sich nicht, über ihre Überforderung zu sprechen. Dabei gilt: Du bist nicht allein.

  • Austausch mit anderen bringt Entlastung („Ach, du kennst das auch?!“).

  • Gemeinsame Tipps & Hacks funktionieren besser als Selbstversuche.

 

Unsere MiLa Community bietet:

 

  • Vorlagen, Checklisten & kleine Routinen.

  • Räume für ehrlichen Austausch ohne Perfektionsdruck.

  • Impulse für Familienrituale, die Struktur schenken.

 

 

8.11 FAQs: Typische Fragen von Mamas mit ADHS

„Bin ich eine schlechte Mutter, wenn ich ADHS habe?“

Nein. ADHS macht dich weder weniger liebevoll noch weniger kompetent – es bringt nur besondere Herausforderungen mit sich.

„Wie merke ich, ob es ADHS ist?“

Wenn du schon immer Probleme mit Organisation, Aufmerksamkeit und Routinen hattest – und diese jetzt mit Kindern massiv zunehmen – lohnt eine Abklärung.

„Hilft es, alles digital zu organisieren?“

Für viele ja - Kalender, Apps, Reminder. Wichtig ist aber: so einfach wie möglich halten, nicht 10 verschiedene Tools nutzen.

„Soll ich meinem Kind davon erzählen?“

Ja, kindgerecht. Viele Kinder profitieren davon, wenn Mama erklärt: „Mein Gehirn funktioniert ein bisschen anders, aber das ist okay.“

 

Fazit: ADHS ist keine Schwäche - sondern eine Erklärung

Wenn du dich ständig überfordert fühlst, heißt das nicht, dass du versagst. Manchmal steckt ADHS dahinter und das zu wissen, ist der erste Schritt zu mehr Leichtigkeit.

👉 Fang an mit kleinen Routinen.

👉 Nimm Hilfe an, wenn möglich.

👉 Tausche dich aus, z. B. in unserer MiLa Community, wo du Mamas findest, die genau wissen, wie sich ADHS im Alltag anfühlt.

Und wenn du eines aus meiner persönlichen Geschichte mitnehmen möchtest: Hör auf, dich für dein Anderssein zu entschuldigen. ADHS macht dich nicht weniger wertvoll, es macht dich einzigartig.

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